Zeitungskopf

Editorial

Liebe Leserinnen und Leser,

der Hauptartikel dieser Webzeitung umfasst das diesjährige Symposium, das vom 10. bis 13. Mai in Wien stattfand.

Uwe Warrach gibt einen Überblick über die drei Tage und stellt die Symposiumsbeiträge kurz vor. In nächster Zeit werden für die Symposiumsteilnehmer noch die Bezugsquellen für die einzelnen Beiträge hinzugefügt, es lohnt sich also, diese Webzeitung in regelmässigen Abständen noch einmal anzusehen.

Unsere Serie „Wie ich zum Papiertheater kam“ wird  mit dem Artikel von Angela Lindemann fortgesetzt.

Viel Vergnügen bei der Lektüre!

(mf)

 

INHALT – Nr. 27 – Juni 2012 

3 Tage in Wien             
von Uwe Warrach
Seite 2

Vom schweren Anfang zum guten Ende             
von Angela Lindemann
Seite 3


Vorschau Seite 4

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Das PapierTheater Nr.27                           SEITE 2                           Juni 2012

Symposium

3 Tage in Wien
Das Symposium des Vereins FORUM Papiertheater vom

10. bis 13. Mai 2012

Kleine Reportage von Uwe Warrach    



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Hinter den Kulissen


 


Volker Schulin: Die Entwicklung der Schreiber-Dekorationen, Bildbeispiele zur Ergänzung des Buches von Pflüger/Herbst

Volker Schulin war wie üblich vor Ort, u.a. bei der Sammlung in Esslingen und hat mit seinen Erkundungen bei den Befragten wieder mal zumindest ebenso viel Interesse geweckt wie
gesucht. Er schilderte die Druckverfahren und späteren maschinellen Techniken, die dem Metier zur Verbreitung verhalfen. Dank der Erfindung der Schnelldruckpresse wurde Schreibers Kindertheater überhaupt erst möglich. Ausführlich wird über die Vorläufer- Verlage und ihre Bedeutung für die „Alte Serie" von Schreiber  geschildert; die herausragende Erkundung liegt darin, dass Daten und Bilder gefunden wurden, die eine lückenlose Entwicklungslinie dieser Verlage und ihre Beziehung untereinander zeigen. Ebenso wie Sabine Herder wurde Volker Schulin auch in Bereichen fündig, wo angeblich gar nichts zu holen war, auch und gerade bei den Bildern.
Bezugsquelle: Volker Schulin, Tel.: 0711/587311; e-Mail: vschulin@web.de

Per Brink Abrahamsen: Wann und wie das Papiertheater entstand

Der dänische Papiertheaterdirektor begann mit der Frage, warum nach einer 25jährigen Tradition wie der des Preetzer Papiertheatertreffens gedruckte Papiertheaterstücke wenig
verkauft würden und trotz zahlreicher Bauanleitungen für Papiertheater kaum neue Spieler hinzu kämen. Und beantwortete
sie selbst damit, dass es eben  großen Talents bedürfe, mit den einfachen Mitteln des Papiertheaters große Wirkungen zu erzeugen. Davon ausgehend, widmete er sich vor allem Fragen der „Papiertheaterdramaturgie", die naturgemäß eine andere sein müsse als die des großen Theaters und machte seine
Vorstellung der „doppelten Illusion" (die Pappfigur ist noch weniger abgebildete Realität als der Schauspieler in seiner Rolle) an Spielern wie Poulter und Gladwin fest. Ausdrücklich
widersprach er, dabei nicht unumstritten,  der Auffassung, dass das Papiertheater eine ironische Distanz zum Stück halten müsse. Auch Abrahamsen befasst sich mit der Frage einer
umfassenden Archivierung der Papiertheaterwelten.
PDF zum Herunterladen


Soviel zum Vortragsprogramm.
Am Abend des geistig anstrengenden, aber physisch unterfordernden Tages traf man sich bei einem wieder als typisch wienerisch empfohlenen Wirtshaus, dem Ubl, nahe dem Naschmarkt.

Der Sonnabendmorgen sah uns in der Wiener Staatsoper bei einer fesselnden Führung hinter die Kulissen, in den Zuschauersaal und in erlesene Räume wie den Pausenraum des Kaisers, bei
dessen Prunk und Luxus man sich des Gefühls nicht erwehren kann, Seine Majestät sei der Halbzeiterholung weit mehr bedürftig gewesen als Künstler und Bühnenpersonal. Dass Letzteres ab 7 Uhr jeden Tag schwer schuften muss, außer
während der Sommerpause, wurde glaubhaft demonstriert. Die Arbeitsabläufe beim Kulissenbau, der Verbleib der Teile dieser
gewaltigen Dauerbaustelle hinten, links oder sonst wo, ähneln zwar entfernt den Methoden der Papiertheaterspieler, Pappen und Spieler nach Gebrauch hinter sich zu werfen, sind aber
doch von anderem Format (sie haben hier auch 300 Leute parat, während unsereiner alles, aber auch alles, allein machen muss). 4 Ausstattungen stehen ständig im Haus parat, weitere 73 (!) lagern außerhalb. Am Abend fand ich es reizvoll,
dieselben Dekorationen auf der Bühne zu sehen, wenn auch nur in der öffentlichen Live-Übertragung an der Seitenwand des
Opernhauses. Übrigens ein nachahmenswerter Brauch, Kunst kostenfrei unter die Leute zu bringen. Man muss sich nur entsprechend der Witterung anziehen.

Anschließend gab es im Theatermuseum eine Darbietung auf der Teschner-Bühne. Ich zitierte hier einfach mal das Theatermuseum selbst: Der legendäre Figurenspiegel Richard Teschners gehört zu den Ikonen des Puppenspiels. Richard Teschner (1879–1948) schuf mit seinen Stabpuppen, seinen Stücken, seiner Bühnentechnik und der mechanischen
Begleitmusik ein komplexes theatralisches Gesamtkunstwerk unter dem Einfluss der Wiener Secession und des Art Déco. Das Theatermuseum zeigt immer wieder die Stücke Teschners auf
einer Kreisbühne mit Glas davor, eine Marionettenaufführung im Stil von vor hundert Jahren mit ebenso alter Spieluhrenmusik.
Ein Mädchen tanzt, erst allein, dann mit einer Art Berggeist. Die Figuren, von denen die meisten im Spielraum in Vitrinen stehen, sind aus Lindenholz gearbeitet.

Wer mochte, konnte nun noch ins Opernmuseum gehen, dessen Reichtum sich nach Auffassung des Verfassers in Grenzen hält.

Das Österreichische Theatermuseum selbst hingegen, unser Tagungsort, beherbergt nach eigenen Angaben hervorragende Beispiele der drei wichtigsten Techniken des Puppenspiels:
Marionetten-, Schatten- und Stabfigurentheater. Der Bestand an Bühnenbild- und Architekturmodellen aus dem 18. bis 20.
Jahrhundert zählt fast 1.000 Stück. Den Grundstock der Sammlung bilden 400 Modelle zu Aufführungen im Hofburgtheater
von 1888 bis 1910 – eine Zeit, in der neue ästhetische Programme und technische Errungenschaften wie das elektrische
Licht auf der Bühne eine Neukonzeption des Bühnenraums erforderten. Zu den weiteren Höhepunkten gehören die Originalmodelle aus dem 18. Jahrhundert von Lorenzo Sacchetti,
Modelle der russischen Revolutionskunst sowie die Arbeiten des österreichischen Bühnenreformators Alfred Roller. Nicht
zuletzt dokumentiert die Sammlung die Theaterarbeiten von Künstlern des 20. Jahrhunderts wie Remigius Geyling, Oskar
Strnad, Clemens Holzmeister, Friedrich Kiesler, Fritz Wotruba, Lois Egg und Wieland Wagner. Darüber hinaus gibt es regelmäßig
Ausstellungen, bei unserem Besuch eine über Gustav Klimt und die Verteidigung seines Bildes „Nuda Verita" durch Hermann Bahr sowie eine über die Geschichte der Operette.

Zu erwähnen ist nun noch die Papiertheateraufführung Die
Fledermaus am Sonnabend, von und bei Kamilla und Gert Strauss in deren Wohnung, die (wegen der begrenzten Platzzahl) nur ein Teil der Gruppe besuchte. Wer nicht dabei sein konnte, hat Gelegenheit in Preetz 2012. Der Vorführung schloss sich etwas später noch ein Besuch im Heurigenlokal Muth in Grinzing, nahe einem der Beethoven-Wohnhäuser, mit Gesang zur Gitarre an.

Dass Wien darüber hinaus eine Menge bietet, genossen vor allem diejenigen, die ein paar Tage früher oder später an- oder abreisten, wobei die Beziehung zu Kultur, Musik, Theater (und
damit im weiteren Sinne zum Papiertheater), an fast jeder Ecke geradezu einlädt; es sind nicht immer nur die großen Häuser.
Kunst können in dieser Stadt auch viele kleinere, wie zum Beispiel das Marionettentheater in Schönbrunn, das liebevoll gestaltete Dritter-Mann-Museum (schräg gegenüber vom Ubl), eine kleine Kirche mit einem Kammerkonzert von Nachwuchsmusiker/innen, Straßenmusiker mit bühnenreifen Auftritten. Und zum Ausgleich für das viele Sitzen empfahl
sich etwa ein Ausflug auf den Kahlenberg (wo 1683 die Türken Wien belagerten und zurückgeschlagen wurden) mit Wanderung auf
dem Nasenweg und/oder entlang der Donau, ein Besuch im Prater, in dem die Bäume schon heftig grünten und im Stadtpark mit dem goldenen Strauß-Denkmal, wo gerade eine Art regionale Gourmet-Markt –Meile stattfand. Sehr erleichtert wird das alles durch den ebenso hervorragenden wie preiswerten und unkomplizierten Wiener ÖPNV. Und dass die Papiertheaterleute mittendrin noch etwas „in eigener Sache erledigen" konnten, war natürlich die
Hauptsache.

Damit möchte der Chronist hier schließen. Wer noch etwas zu berichten hat, was ihr, ihm oder uns in Wien geschah, ist herzlich dazu eingeladen; dieser Beitrag nebst den angeführten
Vortragstexten soll bei weitem nicht alles sein über die 3 Tage in Wien.




 


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Schönbrunn


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Marionettentheater


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Treffpunkt Oper


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Dank an Karin Neuwirth


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Im Prater grünen die Bäume


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Modernes Riesenrad im Wurstprater



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Serie „Wie ich zum Papiertheater kam“ - Folge 3

Vom schweren Anfang

zum guten Ende

von Angela Lindemann      



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Es ging schief, was nur schiefgehen konnte: die Musik zwischen den Texten war viel zu lang, so dass der gefangene Wolf mit seinem Gefolge immer wieder rückwärts trotten mußte, weil die Strecke viel zu kurz war, der Vogel kam zu früh angeflogen und als er schließlich im Text angekündigt wurde, rief das jugendliche Publikum: ,,Der ist doch schon da!" Die Ente fing in den Teelichtern fast Feuer und verhedderte
sich in den Bäumen am See.


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Einzig das Fangen des Wolfes, ein heikles Problem, das mir viele Nächte lang Schlaflosigkeit beschert hatte, gelang wunderbar: ein Magnet, befestigt an der Seilschlaufe , die Peter herab lässt, dockte - klack -- am Körper des Wolfes an. Da staunten alle nicht schlecht! Und Applaus gab es trotz aller Pannen reichlich.

Das war der Beginn. Während meiner Berufszeit als Bibliothekarin konnte ich in der Stadtbücherei einige Ausstellungen ausrichten, die das wunderbare Medium der ,,Papierkunst" zu neuem Leben erweckten: wie Adventskalender, Papierkrippen, Pop-up-Bücher und last but not least Papiertheater.


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Vorschau

Webzeitung 28: Ausblick


 

In der August-Ausgabe wird die Serie "Wie ich zum Papiertheater kam" mit  einem Beitrag von Ernst Fengler fortgesetzt.

Weitere Artikel werden sicherlich noch folgen.

 

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