Zeitungskopf

Editorial

Liebe Leserinnen und Leser,

nicht nur, dass Laetitia alias Tita Diehl unsere bisher jüngste Autorin ist, nein Sie hat auch ein weiteres Novum geschaffen: Sie interviewt sich selbst.

Ebenfalls den Papiertheaternachwuchs hat Christian Reuter einen weiteren Workshopbericht aus dem Franz Sales Haus in Essen gewidmet.

Vom Nachwuchs schweifen dann unsere Gedanken fast 40 Jahre zurück um Mitte der Siebzigerjahre anzukommen. In dieser Zeit entdeckte Norbert Neumann sein erstes kleines Theater. Was danach kam, berichtet er im Rahmen unserer Reihe: "Wie ich zum Papiertheater kam ... " Teil 7.

Viel Vergnügen bei der Lektüre!

(mf)

 

INHALT – Nr. 31 – März 2013

Das Eidophusikon auf dem Geburtstagsgabentisch
von Laetitia Diehl
Seite 2

 

Noch einmal: Papiertheater im Franz Sales Haus in Essen
von Christian ReuterSeite 3

 

Magie und Meilensteine

von Norbert Neumann
Seite 4

Vorschau Seite 5

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Das PapierTheater Nr.31                           SEITE 2                       März 2013

Interview

Das Eidophusikon auf dem Geburtstagsgabentisch


von Laetitia Diehl (9)



                                                 Weihnachten

                                                 Das Wolkentheater

 


Jetzt wissen wir das schon mal. Aber wie kamen Sie auf die kuriose Idee, selber ein Wolkentheater zu bauen?

Laetitia: Zum 50. Geburtstag des Vaters muss ja schon etwas Besonderes her. Kurz zuvor waren wir im Museum von Hamburg-Altona und konnten uns dort die Vorstellung eines professionell nachgebauten Eidophusikons anschauen. Daher wusste ich, dass meinem Vater das Wolkentheater gut gefällt. Da habe ich beschlossen, ihm eines zum Geburtstag zu bauen. Ich hatte schon etwas Erfahrung mit so etwas, weil ich zwei Halbjahre lang die Arbeitsgemeinschaft „Puppenbau und Puppenspiel“ an meiner Schule besucht hatte. Die Leiterin, Frau Khodorenko vom „Theater der Nacht“ in Northeim hatte uns Techniken, Ideen und Spaß an der Sache vermittelt.

Wie lange dauerte der Bau?

Laetitia: Ich habe drei Wochen gebraucht, aber ich habe auch nicht 24 Stunden am Tag dran gearbeitet.

Aha. Hatten Sie denn bei der Arbeit manchmal Zweifel, ob das wirklich so eine gute Idee war? Oder bekamen Sie Hilfe?

Laetitia: O ja - beides. Schließlich brauchte das Projekt viel Zeit, die man manchmal mit etwas anderem füllen wollte. Aber am Ende hatte ich das Ergebnis in den Händen und habe es nicht bereut! Hilfe hatte ich bei Not-Reparaturen und ein paar technischen Problemen von meiner Mutter, meiner großen Schwester, meiner besten Freundin und deren Mutter.

Und wie reagierte Ihr Vater, als er das Wolkentheater zum ersten Mal sah?

Laetitia: Er war ziemlich erstaunt, dass ich so etwas Kompliziertes auf die Beine gestellt hatte. Doch er freute sich sehr. Zum Glück hat er auch gleich erkannt, das es ein Eidophusikon war. Ich hatte schon Angst, dass ich es ihm erst erklären müsste!

Wie sieht das Wolkentheater genau aus und aus welchen Materialien besteht es?

Laetitia: Es besteht aus einem großen Pappkarton, der vorne und hinten offen ist. Die Wolkenbilder-Rolle aus dünnem Stoff ist an zwei abgesägten Besenstiel-Stücken befestigt, die senkrecht auf einem Brett stehen und drehbar sind. Auf den Bildern sieht man Abschnitte von leichter Morgenröte bis zur finsteren Nacht mit Vollmond. Durch zwei waagrechte bewegliche Stöcke, zwischen denen blaues Krepp-Papier befestigt ist, wird im Vordergrund die Themse dargestellt. Ich spielte nämlich ein Theaterstück, in dem meine Familie am Geburtstag meines Vaters nach London fährt (was leider in der Realität nicht geschehen ist!) und Gespenstern begegnet, vor denen mein Vater uns beschützt. Die Pappfiguren, die zum Beispiel die Mitglieder meiner Familie darstellen, sind an Stöcken befestigt.

Höchst interessant. Möchten Sie sich weiter mit dem Gebiet des Puppenbaus beschäftigen?

Laetitia: Gute Frage. Eigentlich schon. Es gibt so viele schöne und verrückte Möglichkeiten!

Können Sie das Projekt weiterempfehlen?

Laetitia: Man sollte es nicht einfach mal zwischendurch anfangen und womöglich nie beenden, sondern dafür Zeit und Geduld mitbringen. Aber dann macht es echte Freude. Auch zu zweit wäre es möglich.


Wir danken Ihnen für dieses Gespräch.


leatitia


 

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Das PapierTheater Nr.31                           SEITE 3                      März 2013

Papiertheaterworkshop

 

Noch einmal: Papiertheater im Franz Sales Haus in Essen

von Christian Reuter

 


                              Ensemble


                             Ensemble 1


                                       Ensemble


                             Ensemble 2

 

Im vorigen Jahr hat Herr Hans-Günter Papirnik im Essener Franz-Sales-Haus mit seinen damaligen Schülern, die besondere Aufmerksamkeit brauchen, als ersten Versuch Hänsel und Gretel in einem Papiertheater aufgeführt. Er berichtete darüber in unserer Webzeitung Nr. 25, Januar 2012/gedruckte Ausgabe Nr. 11/April 2012.

Diesmal konnte ich die neue Aufführung, den Freischütz, sehen und war sehr angetan, wie gut die Vorstellung war. Der Lehrer traute sich mit seinen diesjährigen Schülern der Berufspraxisstufe an den Freischütz, den er sehr geschickt und sehr verständlich auf 32 Minuten inklusive wichtiger Musikstellen gekürzt hatte. Das vergrößerten Opera-Proszenium von Pellerin und die Dekorationen und Figuren von Scholz und Schreiber hatte er bei Peter Schauerte erworben. Die Bühne war aufwändig und stabil mit den Schülern erbaut und mit guter Technik ausgerüstet.

Die Tonaufnahme hatten Lehrer der Schule gesprochen, denn Sprache ist nicht jedem der Schüler gut gegeben. Doch die Führung der Figuren übernahmen die Schüler; auch die technische Steuerung des Tons, des Lichts, der Motoren, welche die Krähen und Wildschweine der Wolfsschluchtszene bewegten und der wichtigen Nebelmaschine wurde von einem Schüler bedient.

Im Forsthaus

Im Forsthaus


Zwei Gruppen waren in diese sie mit Stolz erfüllenden Aufgaben eingeübt. So saß bei den Proben die jeweils nicht spielende Gruppe vor der Bühne und konnte für die eigenen Aufführungen Erfahrung sammeln und auch korrigierende Bemerkungen machen. Die beiden Gruppen spielten abwechselnd die sechs Aufführungen am ersten Adventswochenende in einem Theaterraum im Rahmen des Weihnachtsmarktes auf dem Gelände des Franz-Sales-Hauses mit großem Erfolg. Ein Erfolg besonders auch für diese Schüler. Sie bekamen einen Einblick in Themen und Tätigkeiten, die sie nicht vergessen werden.

Wolfsschlucht

Wolfsschlucht


B
esonders schaurig-schön war natürlich die Wolfsschluchtszene: mit Flackerlicht im brennendem Holzhaufen, mit Nebel und schwirrenden Krähen und natürlich dem jagenden Wildschwein. Die Schreibersche Dorfdekoration war im letzten Akt mit einer links oben eingesetzten Burg ergänzt, denn im Originaltext spricht der Fürst von seiner Herkunft, eine gute Idee. Allerdings weiß ich nicht, ob sie schon im ersten Akt im Dorfhintergrund zu sehen war, denn ich war gefesselt vom Gespräch der Figuren.

Herr Papirnik plant für das nächste Jahr eine weitere Inszenierung mit neuen Schülern Lobenswert für ihn, eine wichtige Erfahrung für seine Schüler und ein wunderschönes Erlebnis für die Zuschauer aus dem Franz-Sales-Haus und natürlich auch von außerhalb.

Die Bilder zeigen Freischütz-Szenen und die Spielergruppe aus der Hänsel-und-Gretel-Aufführung, und aus diesem Jahr.



 

                                       Bild




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Das PapierTheater Nr.31                           SEITE 4                       März 2013

Serie „Wie ich zum Papiertheater kam“ - Folge 7

Magie und Meilensteine

von Norbert Neumann

                 

                                Neumann

                                Papiertheater im Bücherregal

 


Tja, und als ich nach, ich weiß nicht wie viel, Stunden wieder auf die Scala Street hin-aus trat, hatte ich Mühe, mich wieder im 20. Jahrhundert zurechzufinden. Ich fühlte mich so, als wenn ich die ganze Nacht mit Robert Louis Stevenson und Charles Dickens im Pub gesessen und Gin und Beer getrunken hätte...

Zu Hause erwartete mich dann schon bald das nächste Stichwort: Scholz. Die Kleine war auf das Angebot eines Antiquars gestoßen, der ein Konvolut von Scholz-Bogen anbot. Wir waren beide gelegentliche Grafiksammler; kannten also das Problem: Wohin mit den sperrigen Bogen, wenn die Wände voll sind? Ach nee, und auch noch so künstlerich nicht immer sehr anspruchvolle Bogen mit Figuren und Kulissen?

Aber anschauen sollte man sich den Stapel mal. Das saß der Angelhaken, und als dann der Antiquar noch mit Preisnachlass und/oder Ratenzahlung lockte, war unser Widerstand gebrochen und wir damit zu Sammlern geworden.

Was nun folgte, war nicht mehr mein Weg zum, sondern mit dem Papiertheater:
Die m+n Reprise hätte es niemals gegeben, wenn es damals schon Farbkopierer gegeben hätte. Gabs aber nicht, und zerschneiden kann man solche alten Bogen doch auch nicht. Also,  wenn man so’n Theater bauen wollte, blieb nur, die Bogen nachdrucken zu lassen. Und das macht für einen Bogen keinen Sinn. Also Auflage, und die muss vertrieben werden. Das war aus verlegerischer Sicht zwar ein schlechtes Geschäft, aber ein  wunderbarer Weg, um im In- und Ausland Gleichgesinnte (oder Gleichverrückte?) zu finden.

So folgte 1977 unsere erste kleine Papiertheater-Ausstellung in Peter Schauerte-Lükes  Lübecker Buchhandlung (bei der ich ihn in Gestalt des Fliegenden Holländers erstmals als Opern-Arien-Schmetterer erlebte).
1983 brachte dann –  „Knallrot, blitzblau und donnergrün... Papiertheater gibt’s zu sehn!“ – unsere erste große Ausstellung in Kiel für Norddeutschland den Durchbruch zur Renaissance des Papiertheaters.

UND DANN KAM PREETZ! Ach, wie haben wir das heute größte Internationale Papiertheatertreffen der Welt in seinen Anfängen unterschätzt! Danke, Dirk Reimers, dass du deinen norddeutschen Dickschädel durchgesetzt hast. Ohne das Preetzer Treffen wäre die Papiertheater-Renaissance wohl doch ein kurzes Feuerwerk geblieben...

Seit vielen Jahren hat mich mein Weg zum Papiertheater immer mal wieder nach England, nach Dänemark, nach Holland oder Frankreich geführt. Aber an Preetz führt mich kein Weg vorbei– bis für mich der letzte Vorhang fällt.

PS: Was gehört zu einem Weg? – Gefährten. Ich hatte und habe bis heute viele Weggefährten. Weibliche, männliche, Homos und habe sie nicht vergessen. Was wäre mein Weg ohne sie gewesen?! Mögen sie mir verzeihen, dass ich sie nicht alle genannt habe. Ich habe es mit Rücksicht auf die Leser unterlassen. Für die ist „namedropping“ langweilig... Und für den, der dann doch noch vergessen wird, kränkend.

*) (das m der Firma m+n-Reprise, mit der wir seit 1976 Nachdrucke von Scholz-Bogen vertrieben haben)
 









 

                        


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Das PapierTheater Nr.31                           SEITE 5                       März 2013

Vorschau

Webzeitung 32: Ausblick


 

In der Mai-Ausgabe werden wir unsere Serie "Wie ich zum Papiertheater kam" fortgesetzen und es werden sicherlich noch einige weitere Beiträge eingegangen sein.

 

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